Die letzten Tage poppt das Thema Winter wieder massiv auf. Was macht der Winter mit den Akkus?
@Tim (Moderator) Bitte anpinnen
Artikel nur im Webforum gut lesbar: https://forum.zendure.com/d/20524
Disclaimer
Gut gemeinter Rat, beschäftigt Euch damit.
Das Thema der ggf. unvollständigen, oberflächlichen Doku des Herstellers soll hier nicht diskutiert werden.
die Winterfrage
"Was mache ich mit meinen Akkus im Winter?" ist die immer wiederkehrende wichtige Frage jedes Jahr.
Hierauf gibt es viele Antworten. Kein BKW-System da draußen ist gleich und daher sind die Empfehlungen auch sehr unterschiedlich.
Gefahr
Tiefentladung.
Das BMS schützt nicht effektiv gegen Tiefentladung. Besonders betroffen sind SF1200 und SF2000.
Akkus werden bei einem bestimmten Entladezustand nicht mehr erkannt. GameOver.
Weniger betroffen sind die Systeme mit Hyper, SF800 etc. mit AC Ladefunktion. Der Hub greift bei einem bestimmten (tiefen) Ladezustand ein und lädt die Akkus bis zur unteren Entladegrenze auf. Dieses Notfallladen startet erst bei einer bestimmten tiefen Zellspannung ( SoC ca. 1%). 100igen Schutz gibt es hier auch nicht vor Tiefentladen.
Einflussfaktoren
Welche Maßnahmen kann man ergreifen? Das hängt ab von folgenden Fragestellungen:
- Werden die Akkus drinnen frostfrei betrieben? oder überwintern die Akkus draußen?
- Werden die Akkus von einer übergeordneten großen PV Anlage regelmäßig versorgt? oder sind die Akkus Teil eines kleinen/einfachen BKWs.
- Gibt es AC-Lademöglichkeit (Hyper, SF800.....) oder nicht (SF1200/2000)?
- Ist genug PV Leistung vorhanden, um die Akkus im Winter voll zu bekommen oder nicht?
- Kann ich meine Akkus mit anderen Mitteln (ioBroker, HomeAssistent etc.) überwachen oder muss ich mich auf die Zendure App und den SoC Level verlassen?
- Betriebsmodus (kont. Laden tagsüber und Entladen nachts 🆚 mehrfache kurze Lade- und Entladezyklen auch tagsüber)
Wichtig: Der State of Charge (SoC, Ladezustand) der Akkus ist keine zuverlässige Größe. 25% können auch nur 5% sein nach mehreren Tagen Dunkelflaute. Gerade die Akkus an Systemen ohne AC-Lademöglichkeit sind absturzgefährdet (Tiefentladung).
Maßnahmen
Alle Maßnahmen KANN man machen, MUSS man aber nicht machen, sind abhängig von den Einflussfaktoren und Hubtypen.
Entladegrenze
die Entladegrenze hochsetzen (z.B.: auf 50%, 30% Minimum):
- das schafft Reserve nach unten (weit weg von Tiefentladung)
- erhöht die Chance an "guten" Tagen die 100% zu erreichen (Kalibrierung)
Beispiel: Dezember 2024 war grauenhaft. Meine beiden 370Wp-Panels haben im Tagesdurchschnitt 300Wh geliefert. Die Akkus waren 2-mal bei 100%. Ich hätte für mein Akkupaket die Entladegrenze auf 80% setzen können...und sie wären nicht voll geworden.
Den Hub Nachts bei Erreichen der Entladegrenze Abschalten lassen (und nicht nur Entladung stoppen). Diese Funktion gibt es in den SF1200/2000.
Die Hubs der neuen Generation haben AC-Ladefunktionen. Diese schützen die Akkus vor einer Tiefentladung. Diese Funktion greift aber erst sehr spät ein (1% Ladestand bei den Hypers, letzter Rettungsanker). Ich würde daher auch bei diesen Hubs immer empfehlen die Entladegrenze hoch zu setzen. Wie am Beispiel gezeigt, man verschenkt defacto nichts in den Monaten der potentiellen Dunkelflauten.
Eine Abschaltfunktion haben die neueren Generationen nicht. Die Entladegrenze stoppt NUR die Entladung. Der Hub braucht weiter Energie und holt diese aus dem Akku. Der SoC ist nach vielen Tagen “grauer Suppe” eine Nebelkerze. 15% können auch nur 5% sein.
Geeignet für: alle Hubtypen
Abbauen/Einlagern
der PV-Ertrag zw. guten und schlechten Monaten kann den Faktor 10 erreichen. Die großen Akkupacks voll zu bekommen ist dann unwahrscheinlich. Wenn auch das Hochsetzen der Entladegrenze keine vollen Akkus bringt, dann kann das Einlagern/ Abbauen eine gute Idee sein. Hier müsst Ihr einfach mal in Eure vergangenen Statistiken schauen und ein wenig rechnen.
Wichtig: erst Akkus auf 100% bringen, leicht Entladen auf 80% (andere Quellen sagen 60%), erst dann Einlagern (Trocken und frostfrei Lagern). In diesem Modus sollten sie drei Monate gut verweilen können (Mitte November bis Mitte Februar). Der Februar kann manchmal schon ein Top-Monat sein (in 2025 war er es) für einen erneuten Anschluss. Im Schnitt geht man von 5% Verlust pro Monat aus während der Einlagerung sagen User.
Beispiel: Von 4 Akkus zwei einzulagern und bei den verbleibenden die Entladegrenze auf 50% zu setzen, kann eine gute Winterstrategie sein.
Geeignet für: vor allem für die nicht AC-fähigen Hubtypen SF1200 und SF2000
AC-Laden
Mit AC-Laden kann man das Laden auf 100% sicher regelmäßig (1x pro Woche) erzwingen. Die Kalibrierung hilft den SoC genauer zu halten und schützt vor Überraschungen. (Auch hier: die Entladegrenze würde ich hochsetzen, trotzdem.)
Geeignet für: alle mit AC-Ladefähigkeit (also nicht SF1200 und SF2000)
Manuelles Kalibrieren
- Hauseinspeisung stoppen und solange laden bis die 100% erreicht sind
- Ladekabel verwenden (Zendure bietet eins an), dass man statt Panels an den Hub anschließt und damit den Akku auf 100% bringt.
Geeignet für: SF1200 und SF2000
Thermobox oder externe Heizung
Akkus können nur geladen werden, wenn die Zelltemperatur im PLUS Bereich liegen. Sind die Zelltemperaturen negativ, startet die Heizung im Akku (NUR mit PV-Leistung) und bringt die Akkutemperatur auf ca. 8Grad.
Wer seine Akkus draußen angeschlossen lässt, kann die Akkus in eine Thermobox verlagern (manche nehmen einen alten Kühlschrank). Bis zu 15 Grad Unterschied kann das ausmachen und die Akkus rutschen eher selten in den Negativ-Bereich, sie sind dann einfach schneller ladebereit, denn das Laden beginnt erst bei Plustemperaturen (im Akku).
Wichtig: Die AB1000 haben keine Heizfunktion und verweigern das Laden bei negativen Temperaturen (im Akku). Die AB1000 daher im Winter reinholen oder gut schützen vor negativen Temperaturen.
Einer externen Heizung stehe ich zwar nicht aufgeschlossen gegenüber aber der Vollständigkeit halber kann das das Überwintern der Akkus (auch der AB1000) in der Kälte ermöglichen.
Geeignet für: unabhängig vom Hubtyp, hier gehts nur um die Akkus.
externe Überwachung
- iobroker: Felli fragen
- Home Assistent: Hier fragen
- MQTT-Scripte im Shelly: Hier fragen
bietet die Möglichkeit die Zellspannungen der Akkus zu sehen. Man hat einfach mehr Kontrolle.
Die Zellspannungen sind ein besseres Überwachungsinstrument als der State of Charge (SoC).
Zellspannungen sprechen die Wahrheit über den Zustand des Akkus. Werte unterhalb von 3,1V sollten eher vermieden werden.
Wer sich in dem Heimautomatisierungsumfeld bewegt, kann scriptgesteuert
- die Entladung der Akkus stoppen
- das Akkuprioriätsladen erzwingen
- sich Warnmails zuschicken lassen in kritischen Situationen
- etc.
Für Interessierte habe ich hier ein Linkliste zusammengestellt:
Geeignet für: alle Interessierten an Automatisierungsframeworks
Einblick in die Akkumaterie
Wer etwas tiefer in die Details der Akkus einsteigen will, kann das hier in meinem Wiki tun.
https://github.com/surfer1264/ZendureWiki/wiki
Eure Verantwortung
Am Ende ist es Eure Verantwortung für einen guten Winterbetrieb zu sorgen. Ihr könnt diese Verantwortung nirgendwo hin schieben.
Setzt Euch damit frühzeitig auseinander und trefft Eure Entscheidungen.
Noch mehr Wissen rund um die Akkus
https://github.com/surfer1264/ZendureWiki/wiki/Der-AB2000