Ich komme auf dieses Thema nochmal zurück, weil hier doch ganz schön viel
Unwissen und Nonsens verbreitet wird.
Erstmal zur Aussage, dass es nicht planbar wäre, Schwankungen im Netz
aufgrund u.a. von kurzfristig wegfallender PV-Leistung wegen fehlender
Sonne, auszugleichen:
Doch, das ist planbar und umsetzbar.
Passiert auch jeden Tag x-mal.
Nicht weit von dem Ort, wo ich gerade sitze und diesen Text schreibe, steht
eines der einst modernsten Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke Europas, welches
lange Jahre aufgrund gesetzlicher Vorgaben als Netzreserve in Betrieb
gehalten werden musste, vom Betreiber gern längst stillgelegt worden wäre,
und in manchen Jahren nur auf ein paar Hundert Betriebsstunden kam.
Und es wurde ausschließlich für eben diese Zwecke in Netzreserve gehalten,
um u.a. die Schwankungen auszugleichen, die heute gerne als Dunkelflaute
bezeichnet werden.
Natürlich wird es für Energieerzeuger und Netzbetreiber immer aufwendiger,
diesen Job zu erledigen, je mehr von Wind und Sonne abhängige
Erzeugungsanlagen ans Netz gehen.
Aber, so what??? Das ist ihr Job und den haben sie zu erledigen, ansonsten
sollen sie es anderen überlassen.
Und damit komme ich zu meinem 2.Punkt:
Schon Mitte der 80er war ich beruflich im Bereich Energieoptimierung tätig.
Ich habe sogenannte rechnergestützte Energieoptimierungsanlagen (manchen
bekannt in der einfacheren Ausführung als Maximumwächter oder
Lastabwurfanlagen), sowohl entwickelt, produziert, geplant, vertrieben und
installiert.
Und aufgrund meiner Erfahrung aus dieser Zeit kann ich ganz klar sagen, dass
etliche der EVUs, die ja seinerzeit sowohl Erzeuger, Netzbetreiber und
Messstellenbetreiber in Personalunion waren, schlicht und einfach die
Zeichen der Zeit verpennt haben.
In meiner Heimat war das örtliche EVU samt Kraftwerke und Netze in einer
Insellage, als andere längst an des Verbundnetz angeschlossen und
integriert waren.
Anekdote am Rande: Das hatte zu Folge, dass wir 1983 den bis dahin größten
und längsten Stromausfall in Deutschland seit dem 2.WK erleben durften, was
dann erst im Winter 2005 im Münsterland getopt wurde.
Und gerade dieser Energieversorger war aufgrund dieses Umstandes sehr daran
interessiert u.a. mit unseren Anlagen Ruhe ins Netz zu kriegen. Das war
damals eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Der Energieversorger
hatte halbwegs Ruhe im Netz, unsere Kunden haben Energiekosten gespart, und
wir hatten Aufträge.
Bei anderen EVUs, insbesondere die großen, die es ja heute so nicht mehr
gibt, haben wir sehr oft vor geschlossenen Türen gestanden. Die hatten diese
Probleme nicht in diesem Umfang.
Und eigene Kunden dabei zu unterstützen, Lastspitzen zu mindern, wodurch der
Kunde bares Geld gespart hätten, war nicht in ihrem Interesse. Für sie wäre
vom Kunden gespartes Geld weniger Einnahmen gewesen.
Und zu seinerzeit war man ein Exot, wenn man mit Argumenten wie Umwelt,
Klima, Ressourceneinsparung etc. kam.
Und genau diese Mentalität hat sich bei diesen Unternehmen sehr lang
gehalten, und erst durch den gesellschaftlichen und politischen Druck
geändert.
Netzspeicher, intelligentes Energiemanagement, Nutzung von Sonne & Wind,
etc. könnte heut schon viel, viel weiter sein, wenn man die Leute, die sich
schon vor Jahrzehnten dafür ausgesprochen und sich damit beschäftigt haben,
nicht als Spinner abgetan hätte.
Und damit zurück zum Ausgangsthema: Warum sollten Betreiber von
Balkonkraftwerken überschüssige Leistung nicht ins Netz speisen, nur weil
Netzbetreiber, EVUs, Politik und wer sonst noch alles zuständig ist, gepennt
haben?
Es wäre ja geradezu fahrlässig, das eben nicht zu tun, und statt dessen
fossile Energieträger zur Energieerzeugung zu verbrennen.
Und mal ganz ehrlich: Allerorten werden Balkonkraftwerke von
Energieerzeugern, Netzbetreibern, Stadtwerken und von wem auch immer, mit
barem Geld gefördert. Sogar die MWST ist ausgesetzt.
Und das Gros dieser Anlagen sind eben einfache Balkonkraftwerke ohne
intelligenten Hub und Speicher, und fast alle diese Anlagen werden somit
zwangsläufig ins Netz einspeisen.
Und an entsprechenden verantwortlichen Stellen weiß man das, und plant das
mit ein.
Ergo kann es ein so großes Problem gar nicht sein, sonst tät man es nicht.
Also, fröhlich einspeisen.
Und allen, die nix verschenken wollen sei gesagt: Ihr bekommt die Sonne ja
auch geschenkt